Title: http://www.gosaunet.at - Wilderer - Rebellen der Alpen, 19. März 2005

"Wilderer - Rebellen der Alpen" mit Univ.Prof. Dr. Roland Girtler, <br />19. März 2005

Die Wildschützen waren und sind noch immer ein Gesprächsthema in der Gosau.
Die Frauen des öbw (ökumenisches Bildungswerk) luden daher den universitären Fachmann zu einem Abend in den Kirchenwirt ein.
Professor Dr. Roland Girtler verbrachte seine Jugend als Sohn von Landärzten im Gebirge in Spital am Phyrn. Auch verletzte Wildschützen wurden von seiner Mutter betreut und die ruhmhaften Geschichten ums Wildern beeindruckten ihn schon damals.
Als Soziologie befasste er sich intensiv mit diesem Thema in Verbindung mit dem Bauerntum.
Dazu bot der Professor eine kurze Führung durch die Geschichte.

Bis ungefähr in das 900. Jhd. waren die Bauern frei. Neue Herrscherstrukturen verboten ihnen den Zugang in den Wald. Die Jagd war den Privilegierten vorbehalten. Nach der Regierungszeit von Kaiser Maximilian kam es zu den Bauernkriegen 1525. Viele Bauern wurden zu Protestanten. In den Bauernaufständen 1625/26 wurden sie zum Katholizismus gezwungen. Gerade im Salzkammergut wurden viele Bauern, die sich weigerten, den alten Glauben anzunehmen, nach Siebenbürgen zwangs abgesiedelt. Katholische Wilderer wurden wie auch viele Wiener Dirnen nach Temeschwar (Rumänien) verschickt. Siebenbürgen wurde daher für Prof. Girtler ebenso zu einem Forschungsschwerpunkt.
Im 19. Jhd. verarmten viele Bauern, die Höfe und ganze Täler wurden von reichen Herrschaften aufgekauft. Das führte unter anderem auch dazu, dass viele Almen nicht mehr bewirtschaftet wurden und verwaldeten.
Innerhalb der letzten 30 Jahre veränderte sich das Bauerntum mehr als in den 5000 Jahren davor.

Der volksnahe Professor spannte den Bogen von resignierenden Bauern in Indien zu rebellierenden Bauern in Mexiko. Hier finden sich viele Parallelen zu der Wilderei in den Bergen. Ein echter Wildschütz hielt den Ehrenkodex. Er hatte nur einen einzigen Schuß, um ein Tier zur Strecke zu bringen. Die Wilderer vertrauten den Sennerinnen, die sie schützten und die sehr geachtet wurden.
Das Wildern galt als Akt der Befreiung, daher hatten die Wilderer in der bäuerlichen Bevölkerung ein hohes Ansehen. Wildschützen, im Gegensatz zu Raubschützen, die sich nicht an den Ehrenkodex hielten, wurden vor den Richtern oft besser behandelt.
Gesammelte Wilderergeschichten wurden von dem Spezialisten auf urige und originelle Art und Weise vorgetragen. Gemeinsam mit Girtler sang das Publikum das Wildererlied "An einem schönen Sonntag morgen....", zum Erstaunen einiger junger Zuhörer alle 5 Strophen auswendig.
Für die heutigen "Suzukiwilderer" zeigte der Herr Professor kein Verständnis.
Die "Aufklangmusi" mit "Pinzger" Ulli und Paul begeleiteten den Vortragenden ausgezeichnet.

Zum Abschied gaben auch die drei Gosauer Sennerinnen dem amüsierten Prof. Girtler ein Ständchen. Viele Damen wurden von ihm mit Handkuss persönlich verabschiedet, der Abend bleibt in allerbester Erinnerung zurück.

Vielleicht organisieren die aktiven Gosauer Damen einen Ausflug zum Wildererball am 16. Mai nach Nasswald, veranstaltet vom Kulturverein "Raxkönig". (Als Raxkönig wird der ausgewanderte Gosauer Georg Huebmer bezeichnet)

Literatur: Wilderer, Rebellen in den Bergen von Roland Girtler, Böhlau Wien, ISBN3-205-993337-3
Museum:Wilderer im Alpenraum, St. Pankraz bei Hinterstoder
Weitere Infos zu Prof. Dr. Roland Girtler


Diese Seite ausdrucken
Zurück zur regulären Seite...