Title: http://www.gosaunet.at - Gosauer Hochzeitsgeschichte

Gosinger Houzat-Tradition

Von Lisl Gamsjäger "Waldweber Lisl"

Eines der letzten Täler, in dem noch Wert auf Tradition gelegt wird, ist das Gosautal. Gerade die Abgeschiedenheit des Tales, mit einem herben Menschenschlag,hat es mit sich gebracht, dass bei jeder Gelegenheit, ob fröhlicher oder trauriger Natur, die Leute zusammenhalten, einer dem anderen hilft. So auch bei einer Hochzeit.
Fast von jeder Familie im Tal kommt jemand ins Haus der Braut, um Glück zu wünschen und ein kleines Geschenk zu überbringen. Hochzeiten wurden und werden immer an einem Samstag gefeiert. Am Tag vor dem Fest wird im Haus der Braut den Miliweibern, das sind die Frauen, die mit Geschenken und Glückwünschen ins Haus kommen, Kaffee, Kuchen, Orausch, oder auch das typische Houzatmuas aufgetischt. Der Ausdruck Miliweiber stammt aus Zeiten der Not, in der die Frauen Milch, Butter, Zucker und Mehl ins Haus gebracht haben. Heute sind es natürlich meist Geldgeschenke.

Der Ablauf einer traditionellen Hochzeit ist folgender

Die Brautleute kommen zum Progroda, bitten ihn, die Hochzeit zu organisieren. Am Sonntag vor dem Fest gehen Bräutigam und Progroda Houzatlona. Es gilt als große Ehre, wenn die Verwandten und Freunde per Handschlag eingeladen werden. "Go sche bitt'n, seids so guat, an gonzn Tog", oder aber "Auft d'Nocht zon Tonz"! Diese Prozedur dauert von acht Uhr früh bis - das Ende ist nie genau absehbar, da überall ein Schnapserl, Bier und Jause angeboten wird.
Am Hochzeitsmorgen beginnt genau um sechs Uhr (die Kirchenglocke muss ausgeleutet haben) das Böller- oder Houzatschiassn.
Meist sind es Freunde oder Arbeitskollegen der Brautleute, die mit Musik und Gesang eine fröhliche Atmosphäre schaffen. So gegen elf Uhr Vormittag  kommt der Progroda ins Haus der Braut, bekommt Kaffee und Orausch kredenzt.  Er lädt anschließend die Kaffeeköchinnen zur Hochzeit ein, begibt sich auch noch zu den Böllerschützen, um nach dem Rechten zu sehen.
Alle Gäste bekommen ein Hochzeitsbüscherl, das ihnen die Brautjungfern auf die linke Brustseite stecken. So gegen zwölf Uhr dreißig wird es Zeit, zum Standesamt und zur kirchlichen Trauung zu gehen. Der Progroda stellt den Hochzeitszug nach herkömmlicher Weise zusammen.
Falls es eine Musihochzeit ist, geht die Kapelle natürlich vorne, dann Progroda und Bräutigam, Beistände (sind meistens die Väter), Mütter, Kranzlbräute, Brautführer (muss ledig sein) mit Braut, Großeltern, Godnleute (Paten), Godnkinder, Geschwister, Tanten und Onkeln.
Beim Verlassen des Brauthauses, also wenn sich der Zug in Bewegung setzt, wird verstärkt mit den Böllern geschossen.

Gang zum Standesamt

Die standesamtliche Trauung 1st erst am 1. August 1938 eingeführt worden, bis dahin war nur die kirchliche Trauung gültig. Der Standesbeamte wird zur Feier eingeladen.  Vor der kirchlichen Trauung der Hochzeitszug aufgehalten, man spricht bei uns vom Voziachn. Ein Seil wird über den Weg gespannt und die Böllerer spielen meist eine lustige Episode aus dem Leben des Bräutigams, bei der dieser meist nicht sehr gut davon kommt. Die Gäste bekommen Wein angeboten, es wird mit einem Hut Geld eingesammelt, um das Schwarzpulver der Böllerer bezahlen zu können. Vor dem Portal der Kirche empfängt der Pfarrer die Brautleute und geleitet sie ins Gotteshaus.
Im Kirchenschiff sitzt rechts in der 1. Reihe der Bräutigam, links die Braut. Der Progroda führt erst den Bräutigam, dann die Braut überkreuz zum Altar, also steht der Mann jetzt links, die Frau rechts. Hinter dem Brautpaar in der Mitte steht der Progroda, an den Seiten die Beistände. Nach der Trauung wird der Pfarrer zum Mahl eingeladen.

Im Wirtshaus

Dann geht's ins Wirtshaus, das Brautpaar voran, dahinter Kranzlbräute und Brautführer, dann die übrige Hochzeitsgesellschaft. An der Brauttafel wird
nach einer bestimmten Reihenfolge Platz genommen. Braut und Bräutigam, an der Seite der Braut die Kranzlbraut, Beistand, Eltern und Godnleute. Dasselbe natürlich auf der Seite des Bräutigams.
Das Mahl wird eingenommen, es sind natürlich keine ungeladenen Gäste zugelassen.
Der Tanz wird vom Brautpaar eröffnet, der Brautführer muss mit allen Frauen, die an der Brauttafel sitzen, tanzen. Eine sicher schweißtreibende Angelegenheit.
Gegen 19 Uhr treffen die so genannten Tanzleute ein und werden vom Progroda auf ihre Plätze geführt.
Um 22 Uhr beginnt das Weisen. In der Mitte des Saales wird ein Tisch aufgestellt, dahinter steht das Brautpaar, zur Seite' die Kranzlbräute, die den Gratulanten Wein anbieten. Die MUSI spielt das Brautlied, eine rührende Angelegenheit. Die ganze Zeremonie wird wieder nach einem unumstößlichen Ritual durchgeführt, dauert oft 1 – 2 Stunden. Danach wird es Zeit, die Braut zu stehlen, dieses übernimmt ein lediger Freund des Bräutigams. Ein Schleuniger wird gespielt und die Braut in ein nahegelegenes Gasthaus entführt.
Es wird Wein getrunken. Der Brautführer sucht die Braut, indem er einen jungen Burschen als Hund an der Leine führt, dieser sollte dann die versteckte Braut aufspüren. Es wird wieder Geld eingesammelt, um die Getränke zu bezahlen.
Zurück gekehrt in das Gasthaus, in dem gefeiert wird, empfängt Musik die Braut
an der Haustüre, es wird getanzt. Nun ist der offizielle Teil vorbei und man feiert bis in die frühen Morgenstunden. Dass das Brautpaar um 24 Uhr nach Hause gehen sollte, halte ich für ein Gerücht, ich hab's jedenfalls noch nicht erlebt. Bis in die 50er Jahre war es wohl der Brauch.
Das ganze Fest wird vom Progroda überwacht, dessen ehrenamtliche Tätigkeit mit einem kleinen Geschenk und einem herzlichen Danke bedacht wird. Der Einsatz des Organisators ist unbezahlbar. Man kann nur hoffen, dass diese Art der Tradition weiter lebt und weiter getragen wird. Der Ablauf des Festes ist genau vorgegeben ,nur dann kann man von einer traditionellen Gosinger Houzat sprechen. 

Hochzeitsgwand


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