Title: http://www.gosaunet.at - Gletscherbericht 2010

Gletscherbericht Gosau- und Schneelochgletscher 2010

Blick vom Vorderen Gosausee zum Großen Gosaugletscher am 23.09.2010

Fotos und Bericht Mag. Klaus Reingruber, www.blueskywetter.at

Messbericht 2009 /2010
Die Messungen wurden am 23. und 24.09.2010 von Mag. Klaus Reingruber und Mag.Elke Lemmerer und Franz Schöffmann durchgeführt. Die Wetterverhältnisse waren günstig und so konnten sowohl der Große Gosaugletscher als auch der
Schneelochgletscher vermessen werden. Die Gletscher waren bereits schneebedeckt, die Gletscherränder aber problemlos zu finden.

Zusammenfassung:
Nach der Stagnation bzw. den mäßigen Rückgängen der letzten beiden Jahre wurde im Berichtsjahr 2009/2010 wieder ein überdurchschnittlicher Rückgang sowohl beim Großen Gosaugletscher als auch beim Schneelochgletscher registriert.
Großer Gosaugletscher: -9,7 m (7 Marken) (20 jäh. Mittel 1989-2009: -5,7 m)
Schneelochgletscher: -11,0 m (3 Marken) (20 jäh. Mittel 1989-2009: -3,2 m)

Messwerte ab 1950

Wetter:
Der Witterungsverlauf im Berichtsjahr 2009/10 war gekennzeichnet durch einen kalten und lang andauernden aber insgesamt schneearmen Winter.
Schneestatistk Gosau
Der Sommer war gerade im Salzkammergut sehr niederschlagsreich.
Der Oktober war gekennzeichnet durch sehr milde Temperaturen und einer anhaltenden Ablationsperiode, zu einem ersten Wintereinbruch kam es dann im letzten Oktoberdrittel.
Danach war es aufgrund anhaltender Südwestströmungen bis Mitte November relativmild. Die zweite Novemberhälfte und der Dezember waren schneearm und kalt, erst im Jänner und Februar fielen nennenswerte Schneemengen.
Der Winter wurde nicht nur subjektiv als kalt und lang andauernd empfunden, wenn man die Temperaturkurve betrachtet fehlten die sonst üblichen milden Phasen mit Tauwetter.
März und April waren nur mäßig warm und vor allem auch sehr trocken. Der Mai brachte anhaltende Tiefdrucktätigkeit und somit wenig Sonne und anhaltende Niederschläge mit weiteren Schneefällen im Gletscherniveau. Der kühle Mai und der auf teilweise kühle Juni erwiesen sich nur auf den ersten Blick günstig für den Gletscher. Die unterdurchschnittlichen Winterschneemengen führten dazu, dass trotz Schlechtwetter im Frühsommer die ersten Gletscherflächen bereits um den 10. Juni ausaperten, auch in den schneereicheren letzten Jahren war dieser Zeitpunkt des Ausaperns ähnlich.
Die erste Julihälfte war außergewöhnlich warm, an mehreren Tagen wurden am Feuerkogel und auch bei der Simonyhütte über 20 Grad erreicht, die Gletscherflächen aperten in Kürze komplett aus und waren Mitte August blank. Nach einer ersten Kälteperiode Ende August kehrte der Sommer nicht mehr zurück.

Monatssummen Niederschlag Gosau 01.10. 09 bis 30.09. 10 (Jahressumme 1654 mm)

Messergebnisse

K- Marke am Gletscherrand

Großer Gosaugletscher

Das Mittel von neun Messmarken zeigt einen Rückgang von -9,7 Meter, dieser Wert liegt um 4 Meter über dem 20 jährigen Mittel von -5,7 Meter.
Der starke Rückgang ist vor allem durch das Abbrechen ganzer Eisschollen zu begründen, daher sind die Messewerte an den einzelnen Messmarken auch sehr unterschiedlich, wobei der Rückgang aber an allen Marken über dem Mittelwert liegt.
Auffällig ist derzeit der starke Rückgang im westlichen Teil des Gletschers, durch diese unterschiedlichen Rückgangsraten entsteht an der Grenze zum Ostteil eine Schuttfläche an welcher die Gletschergrenze nur schwer zu eruieren ist.
Die Messmarken G, O, R in diesem Bereich wurden heuer bzw. auch schon voriges Jahr aufgelassen da aufgrund des Geländes (Gletscherrand verläuft in der Falllinie), und aufgrund des Schuttes derzeit keine sinnvolle Messung möglich ist.

Bei der östlichsten Messmarke der K-Markebeträgt der Rückgang knapp 13  Meter. Der vor einigen Jahren (2007) eingebohrte Pegel ist komplett ausgeapert, hier hat sich die Gletscheroberfläche also um über 8 Meter gesenkt bzw. ist abgeschmolzen.
Der Gletscherrand zeigt hier ein typisches Bild, je nachdem wie die Eisschollen abbrechen sind die Rückgangsraten mehr oder weniger stark.
Das Einsinken des gesamten Ostteils ist augenscheinlich, hinter der Aufwölbung des Zungenteiles hat sich breite Mulde gebildet.

„Grenzgraben“ zwischen Ost und Westzunge des Gletschers
Gletscherrand Großer Gosaugletscher
Messmarke G
ausgeaperte Felsinsel

Bild mitte links: Messmarke G: Augrund der mittlerweile großen Distanz zum Gletscherrand wurde die Marke G04 aufgelassen, die neue Marke G10 liegt am selben Schliffrücken.
Bild mitte rechts: Ausgeaperte Felsinsel im Mittelteil des Gletschers, in diesem Bereich zwischen Ost und Westteil wurden einige Messmarken aufgelassen. Die R Marke wird 2011 wieder neu angelegt.

Bild unten: Vergleichsaufnahme bei der T 06 Marke:
2006 links, 2010 rechts: die rote Linie zeigt die starke Veränderung des
Gletschers in diesem Bereich und über diesen kurzen Zeitraum von 4 Jahren.

westlichste Marke am Gosaugletscher

Der westliche Gletscherteil ist geprägt durch großflächiges Zerfallen des Gletscherrandes. Zahlreiche Eisschollen sind bereits vom Gletscherrand gelöst, weitere Abbrüche kündigen sich an.
Dieser Gletscherbereich ist auch geprägt durch Schmelzwasserflüsse die von der Eisoberfläche in den Eiskörper eindringen und so Gletschertore bilden die 20-30 Meter tief unter das Eis reichen.
Bei der T-Marke ist der Rückgang mit -22 Meter am stärksten.
Bei der U- Marke mit -10,5 Meter ebenfalls deutlich über dem Schnitt.


Gletscherberichte ab 2004

Die Dachsteingletscher im 20. Jahrhundert


Bild: Die V07 Meßmarke ist die westlichste Marke am Gosaugeletscher, diese befindet sich nur unweit vom Steig auf den Dachstein.
Der Rückgang beträgt hier -5,7 Meter.

Vergleichsaufnahme Panorama Großer Gosaugletscher

Großer Gosaugletscher 2004
Großer Gosaugletscher 2010

Schneelochgletscher

Am Schneelochgletscher wurde an 3 Messmarken die Veränderung gemessen, mit -11 Meter ist der Rückgang nach Jahren der Stagnation wieder deutlich über dem Schnitt von -3,2 Meter.
Der gesamte Gletscher hat sich nun schon weiter hinter eine Felskuppe zurückgezogen, in der Vergleichsaufnahme unten sieht man, dass allmählich auch die den Gletscher speisenden Kare und Mulden rundherum ausapern. Speziell am rechten Rand Richtung Schreiberwandturm und auch Richtung Osten zum Niederen Kreuz ist das Eis abgeschmolzen bzw. befindet sich unter dem Schutt nur mehr Toteis.

Bild unten: Panorama-West des Schneelochgletschers: Das Eis hat sich von der Schreiberwand zurückgezogen.

Schneelochgletscher 2010
Schneelochgletscher 1992
Schneelochgletscher 2010

Bilder oben: Vergleichsaufnahmen Schneelochgletscher
links: Schneelochgletscher 1992, recht Schneelochgletscher 2010

Bild unten: Vergleich D Marke: links 2009 rechts 2010

Vergleich D Marke: links 2009 rechts 2010

Bild links: Gletschermesserin Mag. Elke Lemmerer und Franz Schöffmann bei einer Erstbesteigung unter dem Eis des Großen Gosaugletschers.
Bild rechts: Gosaugletscher bei Föhn und Mondlicht am Donnerstag 23. Sept. 2010 um 22:00 Uhr.

Unter dem Gosaugletscher
Gosaugletscher bei Föhnstimmung

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