Die Wildschützen waren und sind noch immer ein Gesprächsthema in der Gosau.
Die Frauen des öbw (ökumenisches Bildungswerk) luden daher den universitären Fachmann zu einem Abend in den Kirchenwirt ein.
Professor Dr. Roland Girtler verbrachte seine Jugend als Sohn von Landärzten im Gebirge in Spital am Phyrn. Auch verletzte Wildschützen wurden von seiner Mutter betreut und die ruhmhaften Geschichten ums Wildern beeindruckten ihn schon damals.
Als Soziologie befasste er sich intensiv mit diesem Thema in Verbindung mit dem Bauerntum.
Dazu bot der Professor eine kurze Führung durch die Geschichte.
Bis ungefähr in das 900. Jhd. waren die Bauern frei. Neue Herrscherstrukturen verboten ihnen den Zugang in den Wald. Die Jagd war den Privilegierten vorbehalten. Nach der Regierungszeit von Kaiser Maximilian kam es zu den Bauernkriegen 1525. Viele Bauern wurden zu Protestanten. In den Bauernaufständen 1625/26 wurden sie zum Katholizismus gezwungen. Gerade im Salzkammergut wurden viele Bauern, die sich weigerten, den alten Glauben anzunehmen, nach Siebenbürgen zwangs abgesiedelt. Katholische Wilderer wurden wie auch viele Wiener Dirnen nach Temeschwar (Rumänien) verschickt. Siebenbürgen wurde daher für Prof. Girtler ebenso zu einem Forschungsschwerpunkt.
Im 19. Jhd. verarmten viele Bauern, die Höfe und ganze Täler wurden von reichen Herrschaften aufgekauft. Das führte unter anderem auch dazu, dass viele Almen nicht mehr bewirtschaftet wurden und verwaldeten.
Innerhalb der letzten 30 Jahre veränderte sich das Bauerntum mehr als in den 5000 Jahren davor.