Dachsteinbilder zur einen Hälfte Adalbert Stifter, zur anderen Rene Magritte, am Gosausee vor dem Dachstein und seinem Spiegelbild zu stehen, vor einer Staffelei mit einem Malerbild genau dieses Dachsteinblicks, auf den zweiten Blick erst halb Originalölgemälde, halb billiger Druck, nämlich vor dem in Magrittescher Manier derart abgeänderten "Blick auf den Dachstein vom Gosausee", daß innerhalb dieses (dadurch nicht ganz Bild gebliebenen, der Wirklichkeit einen Schritt nähergekommenen) Bildes auf einer hineingemalten Staffelei ein gleiches kleineres Dachstein-Bild stünde, das aber, da es nichts wäre als ein umrandeter Teil des Ganzen, nur scheinbar ein Bild ist des Bildes, dem es Scheinbild angehört als ein mit vier Strichen gekennzeichneter Bildausschnitt; vor diesem Halböl-, Halbdruck-Bild zu stehen, in einer dessen Ecken zur Stärkung des Pseudobildes in seiner Mitte eine Ansichtskarte lehnte des gleichen, aber genau qessen Bildumfangteilenden Motivs, so als hätte der Maler das Dachsteinbild, das er nicht gemalt hat, zwar wie sein Bild vor dem Dachstein, aber nach dieser gedruckten Farbaufnahme gemalt, und, den sogleich als einen Zeige stab verwendeten Pinsel in der Hand, die Unterschiede zu benennen zwischen dem wirklichen, dem in Wasser gespiegelten, dem gemalten (bzw. gemalt drucktechnisch reproduzierten), dem scheinbar eigens gemalten (bzw. scheinbar eigens gemalt zur Hälfte gedruckten), dem gespiegelt gemalten (bzw. gespiegelt gemalt gedruckten), dem gespiegelt scheinbar eigens gemalten (bzw. gespiegelt scheinbar eigens gemalt gedruckten), dem samt seiner Spiegelung photographierten und dem Berg, der >Dachstein< heißt und, vom Gosausee aus betrachtet, sich im Gosausee spiegelt, nämlich zuerst auf die einzelnen Wiedergaben, dann erst auf ihn Berg der Berge zu zeigen und einmal lehrhaft, einmal triumphierend, einmal zornig, einmal zögernd... zu sagen: "das hier ist nicht der Dachstein! das da ist keineswegs der Dachstein! niemals ist das der Dachstein! das soll der Dachstein sein? das kann er aber doch nicht sein, ..., nein, das alles ist er nicht, denn das hier ist teils ein Originalabbild des Dachsteins, eines der vielen, die es so gibt, teils dessen Abklatsch; denn das da ist eine. . . (so und so beschaffene) Wiedergabe einer der Spiege- lungen des Dachsteins; denn das ist bloß eine Photo- graphie und das.. ., das hingegen ist seine Spiegelung im Wasser des Gosausees und einzig das da oben der Dachstein!", nämlich halb in Stifter-, halb in Magritte-Maske am Gosausee mit Blick auf den Dachstein vor einer Staffelei mit Leinwand zu stehen, auf der das alles als eine Filmszene gezeigt würde, unschlüssig, ob die zwei innerhalb der Filmleinwand als ßejahung richtigen Aussagen nun als falsch bezeichnet werden dürften, angesichts des Dachsteins aus Stein und des Dachsteinspiegelbildes auf wirklichem Wasser, und sei es weil und obwohl man sich selber als ein Double erlebte seiner selbst auf der Filmleinwand, Reklamefilm etwa für Video-Kameras von höchster Präzision!
Dieser Text wurde mit Einverständnis des Schriftstellers aus folgendem Buch entnommen:
Julian Schutting Wasserfarben
Residenz Verlag ISBN-3-7017-0679-4
weitere Informationen zu Julian Schutting im Literaturhaus
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