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Geologisch-botanische Besonderheiten zwischen Vorderen und Hinteren Gosausee

Bericht von Harald Lobitzer und Robert Reiter

Der Talschluss des Gosautales ist eine der eindrucksvollsten Landschafts-Szenerien der Ostalpen. Der Blick vom Vorderen Gosausee zum Dachstein mit dem Gosaugletscher sowie zum Gosaukamm faszinierte bereits zur Zeit der k.k. Monarchie die führenden Biedermeier-Landschaftsmaler (z.B. Ferdinand Georg Waldmüller, Jakob Alt, Rudolf von Alt, Friedrich Gauermann, Franz Steinfeld) und Literaten (z.B. Adalbert Stifter), wobei dieses Naturjuwel bereits in den frühen Phasen des alpinen Fremdenverkehrs als Superlativ galt.
Weitere Information zu den Künstlern im Kunst-T-raum

Die drei Seen

Die drei Gosauseen liegen hintereinander „aufgefädelt“ im Gosautalschluss östlich des Gebirgsstocks des Gosaukamms in einem relativ engen und nicht immer voll entwickelten U- oder Trogtal, wobei ein vom Gosaubach eingeschnittenes früheres V- oder Kerbtal durch die Einwirkung mehrerer Gletschervorstöße des Gosaugletschers sukzessive zu einem Trogtal verbreitert wurde; stellenweise ist aber das Kerbtal noch voll intakt! Der Vordere Gosausee liegt auf 937 m Seehöhe, ist 1,8 km lang und bis zu 500 m breit. Er ist ein natürlich entstandener Bergsee, der durch einen Moränenwall eines spätglazialen Vorstoßes des Gosaugletschers, während des sogenannten „Goiserer Stands“, vor etwa 14.000 Jahren aufgestaut wurde. Inwieweit auch Bergsturz-Material vom Donnerkogel und Klauskogel zum Aufstauen des Sees beiträgt, bedarf noch der Klärung. In den Karen des Gosaukammes (Weitkar bis Weitgrieß) thronten noch im Spätglazial bis vor etwa 12.000 Jahren kleine Lokalgletscher, die deutliche Moränenwälle hinterließen. Für die Nutzung zur Energiegewinnung wurde der Seespiegel des Vorderen Gosausees um etwa 12 m zusätzlich aufgestaut. Die sehr seichte und gelegentlich ausgetrocknete Gosaulacke liegt auf 976 m SH. Der Hintere Gosausee liegt auf 1156 m SH, ist 800 m lang, bis zu 600 m breit und 36 m tief;  seine Felswanne stellt ein vom Gletscher ausgeschürftes Zungenbecken dar.
Wanderung zum Hinteren Gosausee

Ein altes Kaltriff

Der hufeisenförmige Talschluss des Gosautals wird von teils sehr steilen Wandfluren gebildet. Süduferig werden die Gosauseen von ungebanktem, „massigem“ des Gosaukamms gesäumt. Der bis nahezu 1000 m mächtige Dachstein-Riffkalk entstand vor etwa 215-200 Mio. Jahren in der jüngeren Trias-Zeit in einem seichten tropischen Meer. Das Dachsteinkalk-Riff bildete eine seichte wellenbrechende Barriere im Übergangsbereich von einer sehr ausgedehnten Seichtwasser-Lagune, in der der gebankte Dachsteinkalk abgelagert wurde und dem tieferen offenen Tethys-Meer. Der Gosaukamm ist ein „sterbender“ Bergriese; er zerbricht in zahlreiche Türmchen und droht irgendwann im eigenen Schuttmantel zu ertrinken. In den zahlreichen Schutthalden, so etwa in der Steinriese, ist das Sammeln diverser Riff-Fossilien, wie Korallen, Schwämme, etc. möglich. Das Riff des Gosaukamms wird von gebanktem Hornsteinkalk, dem sogenannten unterlagert, welcher am südöstlichen Seeweg und in der Umgebung der Lacke zu sehen ist. Der Gosauseekalk entstand in einem tieferen Meeresbereich. Am nördlichen Ufer des Vorderen Gosausees ist am Klauskogel sowie z.T. am Lärchkogel Dachstein-Riffkalk aufgeschlossen, während dann bis nahe an den Hinteren Gosausee wiederum Gosauseekalk ansteht. Unweit des Hinteren Gosausees findet sich mit Megalodonten (herzförmige „Kuhtrittmuscheln“), der ebenso in der jüngeren Trias-Zeit abgelagert wurde. Dieser formt auch den Talschluss am Weg zur Adamekhütte sowie große Teile des im Südosten anschließenden Dachstein-Plateaus. Die Gosauseen werden hauptsächlich vom Schmelzwasser des Gosaugletschers, aber auch von weiten Bereichen des Dachstein-Karstplateaus gespeist. Am Nordufer des Hinteren Gosausees sind im Kogelgassenwald fossilführende der jüngeren Trias-Zeit bekannt.

Mitgeprägt wird das Landschaftsbild des Gosautalschlusses auch von unzähligen , wobei die älteren Felssturzblock-Generationen bereits extensiven Pflanzenbewuchs aufweisen, während sich die jüngeren durch „frische“ hellgelbliche Gesteinsfarbe auszeichnen.

Pflanzen der Lawinenschutthalde Steinriese

Lawinenschutthalde „Steinriese“ mit dealpinen Pflanzen Regelmäßig gehen im Frühjahr vom Strich- und Donnerkogel zum Vorderen Gosausee Lawinen ab und halten so die „Steinriese“ baumfrei. Dies ermöglicht die Ansiedelung von Licht-liebenden krautigen Pflanzenarten. Lawinenschutthalden beherbergen eine Reihe von alpinen Gewächsen, die man - da sie außerhalb ihres typischen Standortes im Hochgebirge auftreten - als „dealpine Pflanzen“ bezeichnet. In der „Steinriese“ findet man Pflanzen der subalpinen Zwergstrauchstufe, wie beispielsweise die Bewimperte Alpenrose, Zwerg-Alpenrose, Alpen-Bärentraube und die Alpen-Rauschbeere sowie aus der hochalpinen Stufe die Silberwurz und die Gemskresse. Nur wenige Arten von Bäumen können dem mechanischen Druck der abgehenden Lawinen und der langen Schneebedeckung standhalten. Es sind dies raschwüchsige und regenerationsfreudige Pioniergehölze wie die Eberesche, Moorbirke und diverse Weiden.

Torfmoos-Fichten-Blockwald und Eiskeller

Unter bestimmten Voraussetzungen können auch weit unterhalb der subalpinen Nadelwaldstufe natürliche reine Fichtenwälder auftreten. Der Fichten-Blockwald am Vorderen Gosausee ist ein solches Beispiel. Charakteristisch sind Schatten-tolerante Torfmoose der feucht-kühlen Waldstandorte, wie das rotfarbige  Sphagnum quinquefarium und das grüne Sphagnum girgensohnii. Die meisten Torfmoose ertragen aber keinen Schatten und wachsen in den baumfreien und somit strahlungsintensiven Hochmooren. Allen gemein ist jedoch ihre Bindung an nährstoffarme und kalkfreie Substrate, welche im Blockwald durch die sauren Rohhumusdecken gegeben sind. Im Rohhumus lebende Mykorrhizapilze ermöglichen auch das Aufkeimen diverser Sporenpflanzen wie des Schlangen- und Tannen-Bärlapps. Auffällig ist auch das Schöne Kranzmoos und das in dicken Polstern wachsende Peitschenmoos. Einem extremen Kaltluftaustritt begegnet man beim hinteren Drittel des Vorderen Gosausees. Diese „unterkühlte Schutthalde“, in der aus „kalten Löchern“ eiskalte Luft austritt, ist ein wahrer „Eiskeller“. Bis weit in den Juni hinein bleibt in den Hohlräumen der Schutthalde das Eis erhalten und selbst die Fichte wächst hier nur in einer zwerghaft verkrüppelten Form. Es treten auch kälteresistente Pioniergehölze wie Latsche und Birke auf. In der Krautschicht finden sich Pflanzen, die man normalerweise nur in den Hochalpen antrifft, wie die Kleine Simsenlilie, den Wimper-Mannsschild oder die Zwerg-Mehlbeere.

Naturwaldreservat Kogelgassenwald

Das ca. 30 ha große Naturwaldreservat liegt nördlich des Hinteren Gosausees auf 1155-1530 m und gehört der montanen Höhenstufe des Fichten-Tannen-Buchenwaldes an. Der überwiegend nach Süden exponierte Sonnenhang ist im Vergleich zum Talkessel deutlich wärmebegünstigt. Dementsprechend wachsen auf diesem noch wärmeliebende Pflanzen, wie das Schilf, bis zu einer Seehöhe von 1230 m sowie die Gewöhnliche Pestwurz, die Nessel-Glockenblume und die Schwalbenwurz bis auf 1390 m. Unterschiedliche Bodeneigenschaften untergliedern die Vegetation des Naturwaldreservates.  Im unteren Hangbereich des „Kogelgassenwaldes“ stehen wasserstauende Zlambachmergel an. Es ist dort feuchter, was bis ca. 1200 m eine buchenreiche Variante des Fichten-Tannen-Buchenwaldes begünstigt. Auffällig ist, dass am Unterhang der buchenreichen Bestände mit einzelnen starken Alttannen im Unterwuchs die Fichtenverjüngung überwiegt. Sehr wahrscheinlich wurden hier die einzelnen Fichtenstämme im Rahmen derAlmbewirtschaftung entnommen. Der Kogelgassenwald besitzt deshalb trotz seines naturnahen Bestandaufbaues und der offensichtlichen Ungleichaltrigkeit der Bäume wegen seiner zum Teil flächenweisen Entmischung der Baumarten keinen echten Urwaldcharakter. Die Nähe zum Seeufer erleichterte die Holzbringung und möglicherweise wurde über den See getriftet. Mit zunehmender Höhe wird der Hang steiler und trockener, sodass im Mittelhang (bis 1500 m) die Buche zurückgedrängt wird und ein nadelholzreicher Waldtyp herrscht.

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