Artikel von Gottfried Schindlbauer erschienen bei "INFORMATIV" Nr. 21, Magazin des Österreichischen Naturschutzbundes, Landesgruppe Oberösterreich
  Clusisus Primel, Fotos Limberger
| Steckbrief Größe 13.600 Hektar Vertikale Erstreckung 500 bis 3.000 Meter Bedeutende Lebensräume Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation Latschen-Almrausch-Gebüsch Lärchen-Zirben-Wälder Höhlen Grauerlenwälder Arten Steinadler, Birkhuhn, Haselhuhn, Schneehuhn, Frauenschuh Besonderheiten Größte Vergletscherung der Nördlichen Kalkalpen Östlichster vergletscherter Gebirgsstock der Alpen Längste erforschte Höhle Österreichs (Hierlatzhöhle: 81 km) Schauhöhlenzentrum Hochwertiger Trinkwasserspeicher Einzigartiger Karstformenschatz Der Dachstein zählt seit 1997 zu der Weltkulturerbelandschaft Hallstatt - Dachstein/Salzkammergut |
Nach einigen Verzögerungen ist es nun endlich so weit. Mit einstimmigem Regierungsbeschluss vom 29. Jänner 2001 wurde das Naturschutzgebiet Dachstein beschlossen und kundgemacht. Positiv anzumerken ist, dass die während der ersten Planungsphase erarbeiteten Grenzen im Großen und Ganzen beibehalten wurden, also keine Verkleinerung des Gebietes im Zuge der Verhandlungen erfolgt ist.In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei allen, die bei der Realisierung dieses größten Naturschutzgebietes in Oberösterreich mitgeholfen haben, bedanken. Besonders hervorstreichen möchte ich diesbezüglich die Österreichischen Bundesforste als Grundeigentümer, die betroffenen Gemeinden Hallstatt, Obertraun und Gosau die Dachstein AG, das oberösterreichische Militärkommando, die ÖGNU sowie nicht zuletzt die für den Naturschutz in den letzten Jahren zuständigen Naturschutzreferenten.Der Dachstein ist seit vielen Jahren Inhalt zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten. Alle bisherigen Studien kommen zu dem Schluss, dass dieses Ökosystem äußerst labil auf natürliche und anthropogen ausgelöste Veränderungen reagiert. Ziel ist es daher, alle landschaftsökologisch relevanten Teilgebiete zu schützen. Darunter fallen die Gipfel- und Gletscherregion sowie deren Randbereiche, das Plateau, die Wälder der Nordabdachung sowie die Grauerlenbestände im Koppenwinkel.Im Gegensatz zu Naturschutzgebieten im Bereich bewirtschafteter Kulturlandschaften steht beim Dachstein der Schutz im Vordergrund. Ausnahmen bilden kleinflächige Fichtenreinbestände im Koppenwinkel und im Bereich der Gosauseen, wo eine Bestandesumwandlung der Wälder angestrebt wird.
Künftige Aktivitäten Naturführer Das Dachsteingebiet, welches zugleich Welterbegebiet ist, eignet sich wegen der naturräumlichen Ausstattung und der bestehenden Infrastruktur bestens für die Durchführung von Bildungsveranstaltungen, Wanderungen und Projekttagen. Derzeit wird überlegt, für die Besucher eine kombinierte Erholungs- und Bildungsmöglichkeit anzubieten. Für diese Zwecke sollen eigene Naturführer ausgebildet werden, wobei neben dem Fachwissen vor allem die Erlebnispädagogik im Vordergrund stehen soll. Ein Erleben und Begreifen abseits ausgetretener Tourismuspfade nach dem Vorbild amerikanischer Nationalparke soll ermöglicht werden.
Tourismuskonzept Dachstein Im Rahmen eines LEADER-Projektes werden von der Universität Salzburg, Institut für Geografie und angewandte Geoinformatik, die gegenwärtige Fremdenverkehrsnutzung und die ökologischen Auswirkungen im Bereich des Dachsteins einer genauen Analyse unterzogen. Die über mehrere Jahre anberaumte Studie soll Planungsgrundlagen für Besucherinformation und Besucherlenkung in einem ökologisch hoch sensiblen Ökosystem als Grundlage für ein regionales Entwicklungskonzept "Naturschutzgebiet Dachstein" erarbeiten.
Informationszentrum Schönbergalm Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit und der Bewusstseinsbildung soll das für diese Zwecke adaptierte alte Schönberghaus werden. Verhandlungen über die Finanzierung wurden bereits geführt, wobei das Land Oberösterreich eine großzügige finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt hat. Es liegt nun an den Österreichischen Bundesforsten, dieses zukunftsweisende Projekt umzusetzen. Ein Informationszentrum könnte künftig zur Drehscheibe für Aktivitäten im Naturschutz- und NATURA 2000-Gebiet, im Welterbegebiet sowie im Bereich des Höhlentourismus und der Forschung werden. Eine endgültige Entscheidung hinsichtlich der Realisierung sollte bis Mitte 2001 fallen.
Waldmanagement Gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten ist geplant, die nicht standortgerechten Fichtenreinbestände im Koppenwinkel sukzessive in Mischbestände umzuwandeln. Ein Managementplan für eine etwa 25 Hektar große Fläche ist Teil der Naturschutzgebiets-Verordnung. Mit der Umsetzung wurde bereits begonnen.
Ich bin überzeugt, dass der nach verschiedenen Kriterien unter Schutz gestellte Gebirgsstock des Dachsteins als Ausgangspunkt für naturverträgliche Aktivitäten dienen wird. Nicht der über ein Gebiet verhängte "Glassturz", sondern ein mit allen "Nutzern" des Gebietes erarbeitetes Entwicklungskonzept muss Ziel der Bemühungen sein. Dass der Umgang mit einem hochsensiblen Ökosystem von den Verantwortlichen besonderes Fingerspitzengefühl verlangt, muss nicht näher hervorgehoben werden. Die Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich wird jedenfalls das Gesamtprojekt Dachstein auch in Zukunft sowohl ideell als auch finanziell unterstützen.
Gottfried Schindlbauer
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