Bericht von Dr. Herbert Summesberger
Der entscheidende Hinweis für eine Grabungscampagne in Gosau kam von Gustav Gapp, dem Vater des heutigen Steinschleifers gleichen Namens. Familie Gapp ist seit vier Generationen mit dem Naturhistorischen Museum verbunden. Beim Anlegen einer Forststraße wurde beim „Finstergrabenwandl“ eine Sandsteinbank gesprengt, die das Gosautal von der Schattau auf der Salzburger Seite bis über den Gosauschmied hinaus durchquert. Die etwa 20 Meter dicke (= mächtige) „Sandkalkbank“ (Weigel 1937) erwies sich als überaus fossilreich. Durch die Sprengungen war eine Halde von Blöcken entstanden, die mit Hammer und Meißel zerkleinert wurden: Über 100 Ammoniten, mehr als 2000 Muscheln, dazu Schnecken, gelegentlich Krabben, Korallen, wenige Armfüßer und eine Vielzahl von Lebensspuren wurde geborgen. In Fachkreisen und unter Sammlern hatte sich die Fossilien - “Bonanza“ bald herumgesprochen. Daher finden sich etliche gute Stücke auch in Privatsammlungen.
Während der Arbeiten 1971 erwähnte einer der Präparatoren des Museums beiläufig: „Könnte das da oben ein Ammonit sein?“ Als Grabungsleiter musste ich also hinauf mit Seil und Strickleiter, denn „das da oben“ war in 8 Meter Höhe, ca. 5 Meter unter der oberen Kante der senkrechten Felswand. Es war tatsächlich ein Ammonit mit anscheinend etwa.50 cm Durchmesser. So einen Großen hatten wir damals noch nicht. Versuche mit Hammer und Meißel erwiesen sich im harten Sandstein als wenig wirkungsvoll. Die Wildbachverbauung half mit einem Kompressor und einem Schrämhammer aus. Am Seil hängend legten wir von oben her einen etwa 5 Meter tiefen Schacht bis zum Fossil. Erst jetzt wurde klar, dass wir auch noch die letzte Windung mit der Wohnkammer zu bergen hatten. Schließlich wurde das größte Einzelstück mit 63 Kilo auf dem Rücken mit Seilhilfe hinauf gehievt, dann seitlich herunter getragen. Aus insgesamt etwa 500 Stücken setzten wir am Museum in dreimonatiger Arbeit den Gosauer Riesenammoniten zusammen. Schließlich ergab sich ein Gesamtgewicht von 180 Kilo und ein Durchmeser von etwa 95 cm. Und zweifellos der schönste Fund meines Lebens. Ein Platz im Saal 8 des Naturhistorischen Museums ist der Stammplatz des Gosauer Riesen geworden. Und nur auf Befragen gibt er alle seine Geheimnisse preis.
Weitere Geheimnisse zum
Parapuzosia seppenradensis - Der Riesenammonit von Gosau
Dr. Herbert Summesberger
Naturhistorisches Museum Wien
1010 Wien, Burgring 7
herbert.summesberger(at)nhm-wien.ac.at