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Gosau - Porträt einer Landschaft

Beitrag von Mag. Robert Reiter, Biologe

Bereits im 18. und 19. Jhdt. war die Berglandschaft rund um Gosau mit seinen Gegensätzen grüner Talungen zu klaren blauen Bergseen, aber auch schroffe Felsgebirge zu weißen Gletschern, das Ziel zahlreicher Maler der Romantik aus Nah und Fern.

Die Geschichte dieser einzigartigen Landschaft begann vor rund 270 Millionen Jahren knapp nördlich des damaligen Äquators. Ein einziger, riesiger Großkontinent - von den Geologen Pangäa genannt - vereinigte alle unsere heutigen Kontinente. Diese riesige Landmasse bildete ein liegendes, nach Osten offenes U, das ein Weltmeer - genannt Tethys - umfasste. Wüstenklima herrschte am Festland, heiße trockene Luft enthielt Unmengen von Sand und Staub und das Meer hatte an seinem Westende - also in der Krümmung des U - Temperaturen nahe 30 ° C. Vulkane waren am Festland, aber auch im Meer aktiv und sandten Lavaströme und Aschen in die warme, Salz gesättigte Meeresbucht, wo auf Grund der hohen Salzsättigung Salz ausgeschieden wurde und sich anreicherte. Salz, Ton, Sand, Gips und auch vereinzelt basaltische Lava bildeten ein weiches, plastisches Gestein, das heute unter dem Namen Haselgebirge bekannt ist (Salzbergwerke Hallstatt, Hallein, Alt Aussee). Im Laufe von etwa 70 Millionen Jahren veränderten sich Klima und Vegetation am Festland und auch im Meer entstanden neue Formen des marinen Lebens. Rund 200 Millionen Jahre ist es her, dass riesige ausgedehnte Korallenriffe mit einer Unzahl von Buchten und Lagunen das Meer von unseren Alpen bis nach Malaysien beherrschte und bauten den weltweit bekannten Dachsteinkalk auf.

Als Vergleich kann das Große Barriereriff an der Ostküste Australiens dienen, denn dieses Bild gilt auch für das frühere. Diese heute versteinerten Riffe bauen die Berge rund um Gosau auf, wie Dachstein, Gosaukamm, aber auch das Tennengebirge oder den Hochkönig. Korallenstöcke sind massiv aus Kalk gebaut und verwittern schwerer als der sie umgebende ehemalige Kalkschlamm und deshalb erscheinen die Korallenriffe heute als schroffe, steilwandige Zacken, wie sie am Gosaukamm zu sehen sind. Allerdings neigen diese ehemaligen Riffe zur Verwitterung in Form von Bergstürzen, weil immer wieder, nach längerer Zeit große Blöcke des Riffes auf einmal aus den Wänden herausbrechen. Das berühmteste Beispiel dafür ist wohl die Bischofsmütze, die allerdings noch vor 150 Jahren den Namen Großer Zürning trug, womit der "zornige" Korallenkalkstock bildhaft umschrieben wurde.

Doch zurück zur Geschichte. Nach einer längeren Pause wurden die mächtigen Kalkschichten des Dachsteinkalks neuerlich vom Meer überflutet, allerdings war zu diesem Zeitpunkt - etwa 80 Millionen Jahre ist es her - bereits ein ausgeprägtes Relief vorhanden, in das das Meer eindrang. Es entwickelte sich dadurch eine Meeresküste wie sie heute ganz ähnlich in Dalmatien vorliegt. Zahlreiche Buchten mit vielen vorgelagerten Inseln schufen eine wechselvolle Landschaft und dementsprechend vielfältig waren die abgelagerten Gesteine. Grobe Konglomerate markieren den Beginn dieser Zeit, Sandsteine, Tone und Kalke, die alle sehr reich an Versteinerungen sind, folgten für einen Zeitraum vo rund 25 Millionen Jahren. Diese weltweit einzigartige Formenvielfalt von Gesteinen aber auch den erhaltenen Lebewesen aus dieser Zeit - sie wird Obere Kreidezeit genannt - wird heute von der geologischen Fachwelt mit dem Wort "Gosauformation" umschrieben.

Als vor 1 Million Jahren - bedingt durch die vorhergehende Auffaltung der Alpen zum Gebirge - das Klima sich verschlechtert hatte, bedeckten große Eismassen unsere Landschaft im abgewechselt von Warmzeiten und modellierten unser heutiges Bild. Der harte Dachsteinkalk bildet das große Halbrund des Beckens von Gosau, dessen weichere, plastischeren Sandsteine, Mergel und Tonschiefer vom Gletscher weggeführt wurden. Nur besonders harte Gesteine leisteten dem Eis Widerstand und bilden heute noch schroffe Wände und steile Hänge. Ein besonders bekannter, harter Sandstein der Gosauformation lieferte seit 1563 äußerst wertvolle Schleifsteine, die nach ganz Europa exportiert wurden. Der Wert bestand darin, dass ein gleichmäßig, feinkörniger Quarzsand durch Kalk gebunden diesen Sandstein ergab, der besonders für Feinschliff von Messern, Scheren und chirurgischen Geräten verwendet wurde. Mit der Entdeckung des sogenannten "Arkansas stone", der noch feinkörniger und härter ist endete diese Industrie.

Dieser kurze Rundgang durch die geologische Geschichte der Landschaft von Gosau will dem Besucher die langen Zeiträume näher bringen, die notwendig sind um ein solches Juwel zu schaffen.

Mag.Robert Reiter, Biologe
4824 Gosau 119
osl(at)gmx.at

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