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Ewiges Eis mit Ablaufdatum, Gletscherbericht 2006

Bericht und Fotos von Franz Schöffmann und Mag. Klaus Reingruber

Was sind schon 17,4 Meter? Eigentlich nicht viel. Aber für einen Gletscher in unseren Breiten jede Menge. So viel hat der Große Gosaugletscher innerhalb eines Jahres an Länge eingebüßt. 17,4 Meter, das ist seit Beginn der jährlichen Messungen im Jahr 1959 ein Rekordwert. Und das, obwohl im vergangenen Winter in Gosau mit 9,81 Metern so viel Schnee gefallen war wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Das Klima beschert uns in immer kürzeren Abständen Rekordwerte, vor allem bei den Temperaturen. „Dieses Jahr wird in Oberösterreich als eines der wärmsten der letzten Jahrzehnte in die Statistiken eingehen", resümiert der Gmundner Meteorologe Klaus Reingruber.

Spektakuläres Schauspiel

Dem Bergsteiger bleiben auch ohne Messgeräte die Folgen für das Hochgebirge nicht verborgen.Trotz gewaltiger Dimension ändert der Gosaugletscher gut wahr nehmbar das Aussehen. Am Gletscherrand entstehen bis zu 50 Meter breite Öffnungen, Gletschertore, weil der stark aufgewärmte Fels das Eis auch von unten abschmelzen lässt. Bis zu 50 Meter bergwärts können die Vermesser in diese Höhlen kriechen, so oft und so tief wie noch nie zuvor.
Milchigweiße Bäche schießen plötzlich unter dem Eis hervor, um bald wieder in den Karsthöhlen des Dachsteinkalks zu verschwinden. An der Gletscheroberfläche mäandriert das Schmelzwasser und zeichnet bezaubernde Muster. Tonnenschwere Eisblöcke brechen ab, schimmern smaragd- und türkisfarben, ehe ihnen die Sonne binnen Wochen den Garaus macht. So großartig das Schauspiel auch sein mag, es stimmt nachdenklich.

"Ewiges Eis" mit Ablaufdatum

Die auf 2200 Metern gelegene Adamekhütte wurde vor genau 100 Jahren am Glet scherrand erbaut. Der Alpinist, der über den Westgrat auf den 2996 Meter hohen und berühmten Dachsteingipfel aufsteigt, geht heute schon gut und gerne eine Dreiviertelstunde, ehe er das „ewige Eis" erreicht. Eis, das zum Teil aus Schnee entstanden ist, der vor 500 Jahren fiel. Also zu einer Zeit, als Christoph Kolumbus angeblich Amerika entdeckt hat. Ist das „ewige Eis" also bald nur noch Geschichte? Das weiß nur der liebe Gott. Alle Klimamodelle sagen aber einen weiteren Temperaturanstieg voraus. Demnach wäre das Ende der Lebensdauer der Alpengletscher tatsächliech schon in Sichtweite. Je nach Lage und Größe wür den diese in einigen Jahrzehnten verschwinden. Für den Großen Gosaugletscher könnten die letzten 100 Jahre bereits angebrochen sein.

Der Dachstein war eisfrei

Berge ohne Eis sind für die Nordalpen nichts Neues. In der Zeit des postglazialen  Wärmeoptimismus (4000 bis 2000 Jahre vor Christus) waren die höchsten Gipfel des Dachsteins eisfrei. Das hat der berühme Dachsteinforscher Simony bereits um 1845 durch Humus- und  Vegetationsfunde festgestellt. Seit diesen Messungen, kurz nach der größten Ausdehnung, hat der Große Gosaugletscher rund 1,5 von 3,24 Kilometer Gesamtlänge eingebüßt, das entspricht einem Jahresmittel von zehn Metern. Zwischen 1856 und 1884 maß Simony gar 620 Meter Eis-Rückzug - nicht weniger als 17,7 Meter pro Jahr. Wie viel waren es heuer? 17,4 Meter! Also: Alles schon einmal dagewesen...

Simony: seiner Zeit weit voraus

Der berühmte Forscher Prof. Dr. Friedrich Simony (1813 - 1886) betrat 1840 mit Bergführer Johann Wallner als erster Wissenschafter das Karls-Eisfeld am Hallstätter Gletscher. Beinahe ein halbes Jahrhundert hindurch beobachtete er Anwachsen und Schwinden der Dachsteingletscher und zog Parallelen zu den Klimaschwankungen. Zwischen 1856 und 1883 stellte er am Karls-Eisfeld den unglaublichen Eisdickenverlust von 151 Metern (mehr als die Höhe des "Steffels") fest. Fotos, exakte Messungen, detaillierte Zeichnungen und ein zweibändiges Werk zeigen die Gletscher in verschiedenen Stadien und haben heute großen historischen Wert.

Vermessungs-Großprojekt startet

Jahr für Jahr werden im September die Dachsteingletscher "vermessen", d.h. es wird die gemittelte Längendifferenz mehrerer Messpunkte ermittelt. Koordiniert und durchgeführt werden diese Messungen in ganz Österreich im Auftrag des Alpenvereins. Der Innsbrucker Universitätsprofessor Gernot Patzelt fasst die Ergebnisse zusammen.
2007 beginnen Wissenschafter unter der Federführung von "Blue Sky Wetteranalysen" ( Mag. Klaus Reingruber aus Gmunden) mit einem Großprojekt am Hallstätter Gletscher, um die Massenverluste festzustellen. Partner ist die Universität Innsbruck, Finanziers sind das Land Oberösterreich und die Energie AG.

Weitere Berichte über die Dachsteingletscher

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