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Naturkundliche Besonderheiten der Gemeinde Gosau

Beiträge zur Naturkunde der Gemeinde Gosau von Mag. Robert Reiter, Biologe

Einer außergewöhnlichen Naturlandschaft mit einzigartiger Schönheit verdankte Gosau im Dezember 1997 die Aufnahme in die exklusive Liste der UNESCO Welterbestätten. Nach dem OÖ. Naturschutzrecht stehen naturkundlich (biologisch) interessante Gebiete dann unter Schutz, wenn sie durch große Ursprünglichkeit und/oder großem Reichtum an Rote Liste-Arten ausgezeichnet sind. Unter Naturschutz stehen drei Naturräume: Gewässer, Moore und Gebirge.

  • Vorderer Gosausee 51,9 ha
  • Hinterer Gosausee 31,0 ha
  • Gosaulacke 10,1 ha
  • Großes Löckenmoos und Grubenalmmoor 26,6 ha
  • Kleines Löckenmoos 9,9 ha
  • Dachstein 1450,0 ha (mit Hallstatt und Obertraun)

Moore
Oberösterreich besitzt insgesamt ca. 160 Moore von, denen mehr als 40 % (66 Moorkomplexe) im Salzkammergut zu finden sind. Die Moorbildung wird im Süden Oberösterreichs einerseits durch das Vorkommen von wasserstauenden Schichten (Werfener- und Gosausschichten) und andererseits von einer überdurchschnittlich hohen Niederschlagsmenge von mehr als 1500 mm begünstigt. Mit 17 Mooren zählt Gosau zu den moorreichsten Gemeinden im gesamten Bundesland.

Großes Löckenmoos
Hier handelt sich um ein 7,7 Hektar großes Deckenmoor im klassischen Sinn, d. h. der Untergrund (in diesem Fall die Kuppe des Löckenmoosberges) wird vom Moor wie von einer Decke überzogen. Einzelne Streifen mit schwacher Torfbildung ziehen noch 40 Meter, der Neigung des Untergrundes folgend, hinab. Die Torfauflage ist mit ca. 1 Meter vergleichsweise gering. Für diese Moorbildung ist ein extrem ozeanisches Klima notwendig (niederschlagsreich, gleichmäßig kühle Lufttemperaturen). Solche Deckenmoore sind im atlantischen Europa sehr verbreitet (West- und Südskandinavien, Irland, Schottland, nordwestliches Mitteleuropa und östliche Ostseeküstenländer), bei uns aber eine Seltenheit. Das Moor liegt in einer Höhe von 1400 m und somit an der Grenze der Höhenverbreitung dieser Ökosysteme, da in höheren Lagen die Dauer der Vegetationsperiode zu kurz für die Moorentwicklung ist.

In der Mitte des Moores existiert eine große Blänke (Moortümpel) an deren Ufer ein schmaler Schwingrasensaum ausgebildet ist. Im Südostteil befindet sich eine zweite Blänke, welche aber mit Schwingrasen zugewachsen ist. Die Vegetation besteht aus vielen typischen und geschützen Hochmoorplanzen u. a. dem Rundblättrigen Sonnentau, der seltenen Kleinfrüchtigen Moosbeere und einem der wenigen Vorkommen von Sphagnum majus, einer sehr seltene Torfmoosart in Oberösterreich.

Tal der Gosauseen

Fischbestand
Im Vorderen Gosausee ist der Hauptfisch der Saibling. Diese Fischart kommt in zwei Varietäten vor: Der große Wildfangsaibling erlangt eine Länge von 20-40 cm und ein Gewicht von 1-5 kg. Der kleinere "Schwarzreiter" erreicht kaum 16 cm bei einem Durchschnittsgewicht von 50-100 g. Letzterer ernährt sich ausschließlich von Plankton und diese karge Nahrung erlaubt kein größeres Wachstum. Die "Schwarzreiter" folgen bei der Nahrungssuche der Auf- und Abwanderung des Plankton, dementsprechend steigen sie nach Sonnenuntergang an die Seeoberfläche und sinken bei Sonnenaufgang wieder in die tieferen Wasserschichten zurück. Natürliche Kreuzungen zwischen großem Saibling und kleinem "Schwarzreiter" wurden noch nicht beobachtet, weil die großen Saiblinge bedeutend tiefer laichen als die kleineren Varietäten. Der Laich wird im November oder Dezember in 3-4 m tiefen, kiesigen Stellen abgelegt.

Exkurs: Die Sage von den Schwarzreitern
Während der Gegenreformation entsandte ein Salzburger Erzbischof ein großes berittenes Soldatenheer, um die Gosauer Bevölkerung mit Gewalt zur Abkehr vom ketzerischen Glauben zu bringen. Vor dieser drohenden Gefahr wurden die Gosauer Protestanten jedoch gewarnt. Sie flüchteten bei Schnee und Eis über den zugefrorenen Vorderen Gosausee um im Talschluß Schutz zu finden. Die schwarzen Reiter folgten ihnen auf die Eisdecke. Dem Ansturm der schwarzen Verfolger aber nicht standhaltend brach das Eis und der See verschlang die Reiter mitsamt den Rössern. Seit diesem Zeitpunkt schwimmen im Gosausee kleine Fische mit schwarzem Rücken, die "Schwarzreiter".

Dealpine Pflanzen
Alljährlich im Winter und Frühjahr donnern von den schutterfüllten Karen des Gosaukammes Lawinen herab und zerstören alles, was sich in ihrer Bahn befindet. Der mechanischen Gewalt der Schneemassen können Gehölze nur dann widerstehen, wenn sie eng am Boden bleiben und ihre Äste nicht weit in die Luftraum strecken. Nach der Schneeschmelze bleibt in den Lawinengassen Gesteinsschutt liegen, welcher nur von wenigen spezialisierten Pflanzenarten besiedeln werden kann. Am Ende dieser Bahnen in 940 m Seehöhe wachsen Pflanzen, welche normalerweise nur der alpinen Stufe in 2000 m gedeihen. Solche Arten, die von den Hochlagen in tiefere Lagen heruntersteigen, bezeichnet man als dealpine Pflanzen. Hierzu gehören knapp über der Baumgrenze wachsen Zwergsträucher wie Latsche, Bewimperte Alpenrose, Zwerg-Alpenrose, Alpen-Bärentraube, Alpen-Rauschbeere und solche, die in Felsnischen vorkommen wie Silberwurz und Gemskresse.

Fichten-Blockwald mit Torfmoos
Wenn an schattigen Hängen aus grobem Blockwerk Kaltluftströme austreten, so schafft das ein allgemein kühles Lokalklima. Im Frühjahr dringt Schmelzwasser in die von den Gesteinsblöcken gebildeten Höhlen ein, gefriert und das Eis bleibt bis in den Frühsommer erhalten. Die Kälte bedingt ungünstige Wachstumsbedingungen. Als Baum kann sich nur die genügsame Fichte behaupten. Über kaltem Boden kondensierende Luft schafft eine feuchte Umgebung, welche für das Wachstum von Moosen unbedingt notwendig ist. Torfmoose sind hier die häufigste Art und überziehen mit ihren roten und grünen Polstern das gesamte Gelände. Saurer Humus trennt die Torfmoose vom basischem Kalkgestein, über dem sie normalerweise nicht wachsen können. Das Vorkommen einer nährstoffarmen sauren Humusschicht beweist auch eine Reihe anderer Pflanzen, die ebenfalls den Kalk meiden: Heidelbeere, Preiselbeere, Alpen-Brandlattich und Schlangen-Bärlapp.

Eiszeit - Formung einer Landschaft
23000 Jahre vor heute erreichte die letzte großen Vergletscherung (Würmeiszeit) ihren Höhepunkt. Die Hauptmasse des Eises der Nord-West-Abdachung des Dachsteins floß in der direkten Fortsetzung des Gosauseetales in Richtung Abenauer Becken und weniger in das nach Norden verlaufende Gosautal. Diese Abflußrichtung änderte sich aber grundlegend während des Spätglazials (um 17000 vor heute): Die Mächtigkeit des Eises nahm ab und das Eis floß nun von Süden nach Norden durchs Gosautal und traf bei der Gosaumühle auf den Traungletscher. Zwischen 17000-16000 vor heute war der Gosaugletscher isoliert und reichte nur noch bis zum Bärenbach. Um ca. 14000 vor heute waren die Kargletscher des Gosaukammes vom Gosaugletscher getrennt. Schließlich füllte um ca. 12000 vor heute der Gletscher das Becken des Hinteren Gosausees mit einer schmalen Zunge bis zur Gosau-Lacke aus. Zwischen 11000-10300 vor heute reichte die Gletscherzunge gerade noch bis zum Hinteren Gosausee. Der Rückzug der Gletscher erfolgte aber nicht gleichmäßig - Abschmelz- und kurze Vorstoßphasen wechselten einander immer wieder ab. Am Gosaugletscher erfolgten die neuzeitlichen Hochstände im Jahr 1850.

Mag.Robert Reiter, Biologe
4824 Gosau 119
osl(at)gmx.at

Beiträge zur Naturkunde der Gde. Gosau, Version 18. März 2003

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